Küss den Frosch by Bri

englisch version below

– wie wir aus (fast) allen TanzpartnerInnen Prinzen/Prinzessinnen machen

Wir wünschen uns gerne schöne, charmante, wunderbare TanzpartnerInnen. In der Realität sind wir eher enttäuscht, weil das was wir erwarten selten erfüllt wird. Es gibt, lt. unserem Bewertungssystem wenig gute Tänzer/Innen.

Wir bewerten entweder gerne uns selbst als schlechte TänzerInnen oder wir schieben die Schuld gerne auf unser Gegenüber, je nachdem, ob unser Bewertungssystem uns selbst als schlechter oder besser als unser Gegenüber betrachtet. Solange wir die Verantwortung abschieben (Ich bin so schlecht/oder das Gegenüber ist so schlecht) wird sich auch am Tanzverhalten weiterhin nichts ändern.

Um diesen negativen Prozess entgegenzuwirken gibt es einige Tipps und Tricks, um bei (fast) jeden Tanz und aller vermeintlichen Erwartungshaltungen mit Wohlbefinden vom Tanzparkett zurückzukehren.

Für mich gibt es sehr wenige TanzpartnerInnen, mit denen ich auf keinen Fall tanzen möchte und dass auch nur, wenn sie mind. 3 negative Dinge/Verhaltensweisen gleichzeitig während einer Tanda machen/aufzeigen und Hinweise darauf an deren Verhalten nichts ändert:

  • zu starker Körpergeruch/Mundgeruch
  • Hand zerquetschen
  • Körperstellen berühren, die für das Tangotanzen nicht vorgesehen sind/und oder aufdringlich werden
  • sich selbst mit korrekter Tanzhaltung/Führung nicht auseinandersetzen, aber während der Tanda „Tanzunterricht“ geben
  • Deren Interpretation der Musikalität mit meiner nicht übereinstimmt und wir auch keine gemeinsame finden

Alle anderen Tänze sehe ich als Bereicherung für mich und meine Bewusstwerdung und Reifung als Tangotänzerin (Leader und Follower).

Folgende Erkenntnisse halfen mir sehr, während meiner bisherigen Tangolernerfahrung:

1. Dass auch die besten TangotänzerInnen nicht fehlerfrei tanzen und auch diese nach wie vor an ihren Blinden Flecken scheitern, solange sie nicht bereit sind, an diesen ganz bewusst zu arbeiten. Es kommen viele TänzerInnen über ein bestimmtes Level nicht hinaus, weil sie nicht bereit sind weiterhin an sich zu arbeiten, da Ihr Ego ihnen vorgaugelt: „Du bist schon gut (genug)“…. Damit verpasst man enorme Chancen an Weiterentwicklung und großartigen Möglichkeiten an Flows.

  1. Es geht gar nicht darum fehlerfrei zu tanzen, sondern um die Kunst der Improvisation bzw. auch der Fähigkeit jeder Beurteilung/Kritik während des Tanzens einfach keine Aufmerksamkeit zu schenken.

3. Ich habe als Frau/Mann das Privileg bzw. sogar die Verpflichtung aktiv ein Teil des Prozesses zu sein. Der/Die Leader macht den ersten Impuls (dh. er/sie bestimmt den ersten Schritt), aber danach ist es immer ein abwechselndes Geben und Nehmen zu gleichen Teilen von Leader/Follower.

  1. Ohne Herausforderung würde uns schnell langweilig werden. Es ist doch gerade das ständige Entdecken und Dazulernen in kleinen Schritten, das den Tango Argentino so spannend macht und die große Bandbreite an unterschiedlicher Interpretation (was jeder einzelne unter Tango Argentino versteht).

Warum ich (fast) immer mit Glücksgefühlen von der Tanzfläche gehe:

  1. Jeder Leader/Follower hat etwas, dass er/sie besonders gut kann. Ich fokussiere mich auf diesen Teil und bin voller Dankbarkeit, das jetzt gerade erleben zu dürfen.

2. Jeder Leader/Follower hat etwas, dass er/sie nicht so gut kann (egal wie lange sie schon tanzen). Einerseits hat es etwas Erleichterndes: Ich darf auch „Fehler“ machen so wie mein Gegenüber, andererseits ist es die Chance etwas für meinen Werkzeugkoffer für Improvisation zu lernen und somit diesen zu neu zu befüllen bzw. etwas aus diesem Koffer einzusetzen bzw. zu erkennen, dass ich an vermeintlich bereits gut gereiften Techniken doch noch etwas verbessern kann. Mir werden meine eigenen Blinden Flecken bewusst, an denen ich dann gezielt in Praktika /Einzelstunden arbeiten kann. Ich freue mich immer sehr, wenn ich mit einem/r TanzpartnerIn immer wieder mal tanze und merke, dass es von Mal zu Mal besser wird. Das bedeutet er/sie und/oder ich haben in der Zwischenzeit unseren Tangowerkzeugkoffer mit für uns brauchbaren Material gefüllt.

3. Ich konzentriere mich beim Tanzen zuerst auf mich. Ich stelle mir immer wieder selbst Fragen: u.a. Was hilft mir mich jetzt wohl zu fühlen?  Was hilft mir vollkommen ja zu sagen, zu dem was gerade das ist? gut zu stehen? meine Musikalität zu tanzen?  Eine wunderbare Umarmung zu kreieren? Das versuche ich dann umzusetzen.  Je präsenter ich bei mir bin, je genauer meine Technik, je mehr ich meinen Raum einnehme, den ich brauche, um gut stehen, drehen und gehen zu können, desto mehr unterstütze ich die Führungsqualität/Followerqualität meines Gegenübers. Meine ganze Aufmerksamkeit ist bei mir, und in unserem Tanzraum. Ich gebe immer mein Bestes. Erst, wenn das für mich klar ist, konzentriere ich mich auf mein Gegenüber: Was braucht er/sie von mir, damit wir eine gute gemeinsame Kommunikation erhalten.

  1. Ich gehe immer mit dem Gefühl einer Abenteurerin auf die Tanzfläche, dass ich hier und jetzt immer etwas großartiges Erleben und mitnehmen kann, auch wenn nicht das da ist, was ich mir vielleicht gewünscht oder erwartet hätte.
  2. Ich stelle mir immer vor, dass ich jetzt die beste Performance meines Lebens mit genau dieser Person habe. Dann agiere ich danach. Nur, wenn ich mein Bestes einsetze, erhalte ich auch sein/ihr Bestes zurück.
  3. Negative Bewertungen, die in mir hochkommen über mich selbst oder mein Gegenüber bzw. Bewertungen meines Gegenübers nehme ich war. Ich bedanke mich innerlich für die Kommentare, hinterfrage sie kurz: Ist da ein Blinder Fleck, der gerade entdeckt werden möchte? Wenn ich merke, das würde den gemeinsamen Tanz stören, setzte ich es inzwischen auf eine Bank mit dem Hinweis, dass die Bewertung nach dem Tanz wieder mitkommen darf, wenn sie das möchte. Und ich stelle mir die Frage: Wie würde ich ohne diese Bewertungen tanzen? Dann tanze ich freier/offener/fröhlicher.
  4. Wenn ich mit „Bewertungen“ aus dem Tanz gehe, sehe ich diese als Herausforderung, daraus etwas Großartiges mitzunehmen: bspw.: experimentell damit zu üben, mit Feedback zu hinterfragen, was unser Tanz gebraucht hätte, mich zu fragen, was hätte ich noch gebraucht? Was hätte mein Gegenüber von mir gebraucht?  Und freue mich, wieder etwas Neues entdeckt und gelernt zu haben.

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How we make princes / princesses out of (almost) all dance partners

We would like to have beautiful, charming, wonderful dance partners. In reality, we are rather disappointed because what we expect is seldom fulfilled. There are, according to our rating system, little good dancers.
We either like to rate ourselves as bad dancers or we like to blame it on our counterpart, depending on whether our rating system considers ourselves to be worse or better than our counterpart. As long as we postpone responsibility (I’m so bad / or the other person is so bad) nothing will change in dance behavior.
To counteract this negative process, there are some tips and tricks to return to the dance floor with (almost) every dance and all supposed expectations of well-being.
For me there are very few dance partners, with whom I would like to dance under any circumstances and that only if they make at least 3 negative things / behaviors simultaneously during a tanda / show and evidence of their behavior does not change:
• too strong body odor / bad breath
• crush hand
• Touch body parts that are not intended for tango dancing and / or are intrusive
• Do not deal with proper dance posture / leadership, but give „dance lessons“ during tanda
• Their interpretation of musicality does not agree with mine and we also find no common
All other dances I see as an enrichment for me and my becoming aware and maturing as a tango dancer (leader and follower).
The following insights helped me a lot, during my previous tango experience:
1. That even the best tango dancers do not dance flawlessly and that they still fail their blind spots as long as they are not prepared to work on them consciously. Many dancers do not go beyond a certain level because they are unwilling to continue to work on themselves because their ego is yawning to them: „You are already good (enough)“ …. You miss enormous opportunities for further development and great opportunities for flows.
2. It’s not about dancing flawlessly, but simply not paying attention to the art of improvisation or the ability to judge / critique while dancing.
3. As a woman / man, I have the privilege or even the obligation to be actively involved in the process. The leader makes the first impulse (i.e., he / she determines the first one Step), but after that it is always an alternating give and take in equal parts of Leader / Follower.
4. Without a challenge, we would quickly get bored. After all, it is the constant discovery and learning in small steps that makes the Tango Argentino so exciting and the wide range of different interpretations (which every one understands under Tango Argentino).
Why I (almost) always go with happiness from the dance floor:
1. Every Leader / Follower has something that he / she can do especially well. I focus on this part and am grateful to be able to experience that right now.
2. Each leader / follower has something that he / she is not so good at (no matter how long they dance). On the one hand, it has something relieving: I can also make „mistakes“ as my counterpart, on the other hand, it is the chance to learn something for my tool box for improvisation and thus to refill this or use something from this suitcase or recognize that I can still improve something on supposedly well matured techniques. I become aware of my own blind spots, where I can then specifically work in internships / private lessons. I am always happy when I dance with a dance partner over and over again and realize that every now and then it gets better and better. That means he / she and / or I have in the meantime filled our Tangowerkzeugkoffer with us for useful material.
3. I concentrate on dancing first. I always ask myself questions: u.a. What helps me to feel good now? What exactly helps me to say yes to what that is? to stand well? to dance my musicality? To create a wonderful hug? I try to implement that. The more present I am with myself, the more accurate my technique, the more I take my space, which I need to be able to stand well, turn and walk, the more I support the leadership quality / follower quality of my counterpart. My whole attention is with me, and in our dance room. I always give my best. Only when this is clear to me, I focus on my opposite: What does he / she needs of me, so we get a good common communication.
4. I always go to the dance floor with the feeling of being an adventurer, that I can always enjoy and experience something great here and now, even if that is not what I might have wished or expected.
5. I always imagine that I now have the best performance of my life with just that person. Then I act afterwards. Only if I do my best, will I get his / her best back.
6. Negative reviews that come up in me about myself or my counterpart or reviews of my counterpart I suppose. I thank you internally for the comments, ask them briefly: Is there a blind spot that just wants to be discovered? When I realize that would disturb the joint dance, I put it on a bench in the meantime with the remark that the evaluation after the dance may come back, if she wants. And I ask myself the question: how would I dance without these ratings? Then I dance more freely / open / happy.
7. When I go out of the dance with „evaluations“, I see it as a challenge to take something great out of it: for example: experimentally with it
practice, questioning with feedback what our dance needed to ask me, what else would I need? What would my counterpart need of me? And I’m glad to have discovered and learned something new again.

 

 

 

 

 

 

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